Dresden. Die Konditoren haben sich dieses Jahr für Hannah Jacob als “Schokoladenmädchen” entschieden. Sie lernt bei Kathrin und Gregor Wippler Konditorin.
Dafür ist die 20-Jährige nicht nur von Glauchau nach Dresden gezogen, sie hat sich auch bewusst für ein Handwerk und gegen ein Studium entschieden. Jetzt ist sie mit Leidenschaft dabei und natürlich viel Sachkunde. Das Gespräch mit Fragen zur süßen Geschichte Dresdens als ehemaliger Schokoladenhauptstadt Deutschlands hat sie bestens gemeistert.
Jetzt präsentiert Hannah die Kunst süßer Verführung zum Stadtfest oder der Gesellenfreisprechung der Konditoren. Weitere Termine wünscht sich die Innung natürlich. Denn der Titel ist nicht nur eine wiederaufgegriffene Werbemarke, sondern Hannah hat die Geschichte ganz auf ihrer Seite. Denn: Nicht die Schweizer haben`s erfunden. Nein, die Dresdner haben die Milchschokolade erfunden und das genau am 22. Mai 1839, so verkündete es der Dresdner Anzeiger, wie Brandmanager Ronny Kürschner erzählt.
Die Anzeige beweist: die Milchschokolade haben Dresdner kreiert. Und das mehr als dreißig Jahre vor dem Schweizer Unternehmer Daniel Peter, der bis dahin als Vater der Milchschokolade galt. Vor 183 Jahren brachte das Dresdner Schokoladenunternehmen Jordan & Timaeus Schokolade mit Eselsmilch-Pulver heraus. Warum Eselsmilch? Die ist viel fettreicher als Kuhmilch und sorgt für besonders cremiges Aroma. Eine Kreation, wie sie heute nahezu unbezahlbar wäre, so Konditor-Obermeister Jens Gradel.
Das neue Dresdner Schokoladenmädchen ist natürlich auch ein Blickfang und auch darum geht es – charmant werben. Nicht mit Häubchen und Tablet wie auf dem berühmten Gemälde. Das Schokoladenmädchen der Konditoren trägt aber ein schokobraunes Satinkleid mit Spitze und 170 aufgestickten Pralinen. Die waren im 1. Jahr tatsächlich aus echter Schokolade, wie Obermeister Jens Gradel lachend verrät – der Auftritt entsprechend ein kurzer.
Die Hochschule für Wirtschaft hat also stattdessen für die perfekte alltagstaugliche Illusion gesorgt, denn die Pralinen kommen aus dem 3-D-Drucker. Das Kleid wurde in der Schule für Umbildung- und Fortbildungswirtschaft geschneidert. Übrigens gibt es inzwischen 2 Kleider, in den Größen 36/38 und 40/42. Und noch etwas hat sich verändert: Seit drei Monaten fangen die Konditoren bei Wippler wochentags um 6 Uhr morgens an, am Wochenende wie gewohnt 2.30 Uhr. Ein Stück Lebensqualität, wie Kathrin Wippler zugibt, auch wenn sie sich das anfangs nicht vorstellen konnte.
Tja, und wie war das nun mit den Anfängen des süßen Lebens ins Dresden? August der Starke liebte das teure Getränk. Heiße Schokolade avancierte zum Modegetränk höfischer Gesellschaften. Besonders die feinen Damen zelebrierten das Kakao-Ritual, trafen sich in großen, luftigen Schokoladentrinkstuben und reichten den schäumenden Trank in silbernen Kännchen und feinstem Porzellan zur Nachmittagssüßigkeit, während sich die mächtigen Herren den politischen Themen in Gesprächen zuwandten. August der Starke beließ es natürlich nicht bei den Schokoladentrinkstuben. Er ließ die Wackeltasse aus Meissner Porzellan herstellen.
Quelle: Wochenkurier
Text: Birgit Branczeisz | Bildrechte: Birgit Branczeisz